Forschung
26.05.2021

Postfunktionale Differenzierung, funktionale Reintegration: der dänische Fall im Bereich Justiz und Inneres

Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass die differenzierte Integration (DI) in Bereichen staatlicher Kernkompetenzen nach einer postfunktionalen Logik funktioniert, die auf Bedenken hinsichtlich nationaler Autonomie und Souveränität reagiert. Vor diesem Hintergrund erwarten Wissenschaftler in der Regel, dass die aus der formalen DI resultierenden Politiken und Praktiken ebenso differenziert sind. Dieser Artikel präsentiert theoretische und empirische Belege, die das Gegenteil nahelegen. Es wird argumentiert, dass der Postfunktionalismus zwar die Entstehung der formalen DI erklärt, ihre praktischen Folgen jedoch durch funktionale Zwänge bedingt sind. Die durch den Integrationsprozess entstandenen Interdependenzen schaffen funktionale Anreize für Staaten mit Opt-outs, auf eine "Reintegration" hinzuarbeiten, indem sie sich der EU-Politik annähern. Das Ergebnis dieses Prozesses ist eine Entkopplung zwischen differenzierten Regeln und ähnlichen Praktiken. Die Plausibilität dieses Arguments wird durch die Anwendung von Prozessverfolgungstechniken auf den Fall Dänemarks im Bereich Justiz und Inneres geprüft.

Marta Migliorati (2021). Postfunctional differentiation, functional reintegration: the Danish case in Justice and Home Affairs. Journal of European Public Policy.

Foto: CC Clark Van Der Beken, Quelle: Unsplash