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23.01.2024

Johannes Lindner und Sylvie Matelly ehren Jacques Delors und Wolfgang Schäuble am 20. Deutsch-Französischen Tag

In einem Newsletter, der am 22. Januar 2024 anlässlich des 20. Deutsch-Französischen Tags und des 5. Jahrestags des Aachener Vertrags erschienen ist, teilen Johannes Lindner, Co-Direktor des Jacques Delors Centre, und Sylvie Matelly, Direktorin des Institut Jacques Delors, ihre Gedanken zum Vermächtnis von Wolfgang Schäuble und Jacques Delors.

Am heutigen Datum jährt sich der Deutsch-Französische Tag zum 20. Mal – zeitgleich feiern wir den 5. Jahrestag des Aachener Vertrags. Zwei willkommene Anlässe, um einen Moment innezuhalten und die Umrisse des deutsch-französischen Beitrags zur europäischen Integration zu betrachten. Zu Beginn des Jahres 2024 denken wir insbesondere an Jacques Delors. Er selbst hatte nach den beiden Weltkriegen, die seine Familie wie so viele andere mit Schmerz und Leid durchlebte, eine tiefe Verbindung zur deutsch-französischen Aussöhnung.

Für ihn war die Aussöhnung ein grundlegendes Ereignis. Eine historische Chance, die den Grundstein für ein viel umfassenderes und ehrgeizigeres Projekt legte: Den Aufbau eines vereinten Europas. Der Übergang von der bilateralen Aussöhnung zu einem politischen Motor, der den europäischen Fortschritt vorantreibt, schien ihm in der Tat nur natürlich. 

Er verstand es, die Chancen zu nutzen, die sich aus der Nachkriegsgeschichte ergaben. Als sich in den 1980er Jahren günstige Umstände abzuzeichnen begannen, zögerte er nicht, den richtigen Kurs zu verfolgen. Durch langfristige Arbeit, eine ausgearbeitete Methodik und eine klare Vision trug er maßgeblich zur Umgestaltung Europas und zum Aufbau der Europäischen Union bei, wie wir sie heute kennen.

Das deutsch-französische Erbe dieses Erfolges ist nicht nur weiterhin von Relevanz, sondern für die vielen europäischen Projekte, die vorangebracht werden müssen, von wesentlicher Bedeutung. Auch Wolfgang Schäuble, der einen Tag vor Jacques Delors verstarb und dessen Vermächtnis heute im Deutschen Bundestag gewürdigt wird, trug diesen Geist in sich. Die tiefe Verwurzelung der deutsch-französischen Freundschaft wird durch die Tatsache, dass der französische Staatspräsident Emmanuel Macron anlässlich des Trauerstaatsaktes vor dem deutschen Parlament spricht und gemeinsam mit Mitgliedern der französischen Regierung seine Ehre erweist, besonders hervorgehoben. Diese warmherzige deutsch-französische Normalität ist auch das Ergebnis der fortwährenden Bemühungen von Wolfgang Schäuble, der die Gründung der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung im Jahr 2019 als Co-Präsident leitete.

Paris und Berlin müssen ihre Bemühungen um die Aufrechterhaltung und den Ausbau dieser besonderen Verbindung stets erneuern – insbesondere in einer Zeit, in der wir mehr denn je einen offenen und inklusiven Dialog mit allen Mitgliedsstaaten und europäischen Institutionen, sowie die Bereitschaft und Entschlossenheit für eine intensivere europäische Integration benötigen. Die beiden Institutionen – das Institut Jacques Delors in Paris und das Jacques Delors Centre in Berlin werden sich weiterhin für dieses Ziel einsetzen.

Johannes Lindner, Co-Direktor, Jacques Delors Centre
Sylvie Matelly, Direktor, Institute Jacques Delors

 

Anlässlich des Jahrestags haben wir Teilnehmende des letzten Pariser Platz Dialogs gebeten, ihre Gedanken zur deutsch-französischen Freunschaft mit uns zu teilen. Die Playlist kann hier abgerufen werden.