Forschung
04.05.2022

Erst handeln, dann planen? Angst vor Altersarmut unter jungen Menschen wächst

Wissenschaftler der Hertie School begleiten fünfte Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ der MetallRente.

Wie sorgen junge Menschen in Zeiten von Niedrigzins, Klimawandel und Corona-Pandemie für das Alter vor? Die fünfte Studie Jugend, Vorsorge, Finanzen des Vorsorgewerks MetallRente bietet Einblick in das Wirtschafts- und Finanzverhalten junger Menschen. Ein zentrales Ergebnis der repräsentativen Umfrage unter rund 2.500 Befragten: Die Angst der 17- bis 27-Jährigen vor Altersarmut nimmt zu. Neben harten Kennzahlen bietet die Studie unter der wissenschaftlichen Leitung der Hertie School Professoren Klaus Hurrelmann und Christian Traxler Handlungsempfehlungen an die Politik.

„Junge Erwachsene haben einen realistischen Blick auf ihre Vorsorge. So viele wie nie zuvor investieren ihr Geld in Aktien und Fonds. Denn die Angst vor Altersarmut ist präsent“ sagt Klaus Hurrelmann, Professor of Public Health and Education. Gleichzeitig steigen jedoch die Erwartungen an die Politik weiter an, für eine auskömmliche Rente für die eigene Generation zu sorgen, so Hurrelmann.

Laut Professor of Economics Christian Traxler könne dieser Trend Probleme mit sich bringen. „Dass junge Menschen in Aktien und Fonds investieren, steht im Spannungsverhältnis zu der immer noch zu geringen finanziellen Allgemeinbildung. Nach der Selbsteinschätzung der jungen Erwachsenen ist insbesondere ihr Wissen über die Altersvorsorge schlecht“, sagt Traxler. Das mutige Finanzverhalten der jungen Generation könne laut dem Ökonomen auch große Risiken mit sich bringen. „Gerade in Zeiten hoher Schwankungen kann fehlendes Finanzwissen zu teuren Fehlern an der Börse führen“, so Traxler weiter. Wichtig sei deshalb, Finanzwissen bereits in der Schule zu vermitteln. So würden alle Jugendlichen unabhängig ihrer sozialen Herkunft erreicht. 

Die fünf wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick:

  • Hoffnungsvolle Zukunft:
    86% der Befragten denken, dass Sie einen guten Beruf haben werden. 84% denken, dass sie ein erfülltes Leben führen werden.
  • Sparverhalten:
    Mehr als die Hälfte der jungen Menschen spart zwar für das Alter, aber nur 37% tun dies regelmäßig. 
  • Finanzwissen:
    62% der Befragten sagen, dass sie sich „gut“ oder „sehr gut“ in Finanzfragen auskennen. Bei der Altersvorsorge sind es nur 31%.
  • Rentenpolitik:
    78% der jungen Leute haben die Sorge, im Alter nur eine geringe Rente zu bekommen und arm zu sein. 85% sorgen sich angesichts der demografischen Entwicklung um die Finanzlage der gesetzlichen Rentenversicherung. 90% sind der Auffassung, dass sie privat vorsorgen müssen. 
  • Geschlechterunterschiede:
    Nur 29% der jungen Frauen sparen regelmäßig fürs Alter, während dies 45% der jungen Männer tun.

Die MetallRente Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ ist die größte repräsentative Langzeituntersuchung junger Menschen in Deutschland zum Themenkomplex Finanzen und Vorsorge. Im Mai 2022 ist sie in ihrer fünften Auflage erschienen. Die Befragung erfolgt alle drei Jahre unter jeweils rund 2.500 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 27 Jahren zu Fragen rund um Sparverhalten, Finanzwissen und Altersvorsorge. Die Herausgeber der Studie, die seit 2010 erscheint, sind Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Prof. Dr. Christian Traxler und Heribert Karch. Die Datenerhebung und –auswertung erfolgt durch das Meinungsforschungsinstitut Kantar Public.

Alle Ergebnisse der fünften Studie Jugend, Vorsorge, Finanzen finden Sie auf www.jugenstudie.info.

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