Forschung
17.01.2022

Die Büchse der Pandora öffnen? Gemeinsame Souveränität und das Aufstreben von EU-Agenturen mit operationellen Aufgaben

In diesem Artikel problematisieren Christian Freudlsperger, Adina Akbik und Marta Migliorati die Ausbreitung von Agenturen der Europäischen Union mit operativen Aufgaben als ein neues Phänomen, das die Ausübung gemeinsamer Souveränität in der europäischen Integration erfasst. Während die gemeinsame Entscheidungsfindung schon seit Jahrzehnten ein Merkmal der EU-Politik ist, ist die gemeinsame Souveränität eine umfassendere Kategorie, die auch die Schaffung von EU-Organen einschließt, die in der Lage sind, neben nationalen öffentlichen Akteuren "vor Ort" zu intervenieren. Die Autor:innen argumentieren, dass die Entscheidung für die gemeinsame Souveränität eine Büchse der Pandora öffnet, die mit Umsetzungsmängeln behaftet ist, die die Fähigkeit sowohl der nationalen als auch der supranationalen Akteure untergraben, operative Maßnahmen wirksam durchzuführen. In der Folge identifizieren sie zwei häufige Funktionsstörungen bei der Politikumsetzung und bringen sie mit Mehrdeutigkeit und Konflikten in der Entscheidungsphase in Verbindung. Empirisch veranschaulichen sie den systemischen Zusammenhang zwischen Entscheidungs- und Umsetzungsproblemen in der Funktionsweise von zwei Agenturen mit operativen Aufgaben, die in den Bereichen Grenzmanagement (Frontex) und polizeiliche Zusammenarbeit (Europol) tätig sind.

Christian Freudlsperger, Adina Akbik und Marta Migliorati, Opening Pandora’s Box? Joint Sovereignty and the Rise of EU Agencies with Operational TasksComparative Political Studies, 2022. 

Bild: CC Katerina Pavlyuchkova, Quelle: Unsplash