Forschung
28.02.2025

Die Vorstellung von transnationaler Solidarität in der EU durch Hegels Idee der gegenseitigen Anerkennung

Wie definieren die EU-Verfassungswissenschaftler:innen Solidarität? In den meisten Fällen wird Solidarität als politisches Schlagwort für etwas verwendet, das allgemein als „gut“ oder normativ wünschenswert angesehen wird. In diesem Artikel, der erstmals am 16. Februar 2025 im Maastricht Journal of European and Comparative Law veröffentlicht wurde, führt Ana Bobić zwei Argumente an. Zum einen setzt sie sich kritisch mit dem im EU-Recht vorherrschenden Ansatz auseinander, wonach der Grundsatz der Solidarität vor allem die Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten regelt. Die Bürger:innen in der EU sind gegenwärtig keine Einheit, für die Solidarität rechtliche Folgen hat. Andererseits zeigt Bobić auf der Grundlage von Durkheims Arbeit über aufgeklärten Eigennutz, dass Maßnahmen im EU-Recht, die sich auf Solidarität berufen, dies hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen tun und keine sozioökonomischen und politischen Bindungen zwischen den Bürger:innen in der EU entstehen lassen. Anschließend geht sie der Frage nach, was Solidarität in der EU sein könnte. Indem sie Hegels Idee der gegenseitigen Anerkennung als Bedingung für Freiheit wieder aufgreift, bietet Bobić ein solideres Verständnis von Solidarität. Abschließend wirft sie einen Blick auf mögliche Bereiche, in denen Solidarität zu einem sinnvollen Prinzip für die Verbindung von Bürgern zu nicht-wirtschaftlichen Zwecken werden könnte, und stellt Überlegungen zum Raum für weitere Forschung an.